Übergeordneter Verkehrsrechner (ÜVR) Thüringen

Koordinierte Verkehrssteuerung in den Tunneln in Thüringen

Im Rahmen des Neubaus des Rennsteigtunnels auf der A 71 (2003) erstellte Heusch/Boesefeldt im Unterauftrag von QSG Verkehrs­technik die Verkehrsunterzentrale für die „Kammquerung Thüringen“. In der Folge wurden wir mit dem Aufbau weiterer Tunnelu­nterzentralen und des Übergeordneten Verkehrsrechners (ÜVR) Thüringen beauftragt.

In den ÜVR wurden über die Jahre 12 Tunnelunterzentralen integriert. Stand 2022 sind dies: Eichelberg, Lobdeburg, Behringen, Schmücke, Höllberg, Pörzberg, Alte Burg, Jagdberg, Rennsteig, Berg Bock, Hochwald und Rothenstein. Jede der Tunnelunterzentralen steuert je eine Strecken­beeinflussungs­anlage pro Richtung. Für die Tunnelkette der Kamm­querung (Alte Burg, Rennsteig, Hochwald und Berg Bock) und die Tunnelkette Jena (Lobdeburg, Jagdberg) übernimmt der ÜVR die Koordination der Steuerung.

Die Netzbeeinflussungsanlage Erfurt – Halle/Leipzig zur Lenkung des Verkehrsflusses auf den Autobahnen A4, A71, A38 und A9 wurde 2019 in Betrieb genommen, die Steuerung ebenfalls in den ÜVR integriert. Die Schaltungen der Netzbeeinflussung werden über die Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt abgestimmt. Die Reise­zeiten für die Schaltentschei­dungen werden über Bluetooth-Sensoren erfasst.

Der ÜVR ist ein Serversystem aus zwei redundanten Einheiten, die jeweils aus einem Online-Datenbank­rechner und einem Applikations­server bestehen. Die Systeme arbeiten dabei im „hot-standby“-Betrieb und haben einen gemeinsamen History-Daten­bankserver.

Der Verkehrsrechner steuert die Verkehrstechnik unter Einbeziehung von Informationen aus der Betriebstechnik der Tunnel. Dazu ist der Verkehrsrechner mit den Tunnelrechnern der Einzeltunnel und dem übergeordneten Leittechnikrechner gekoppelt. Die Betriebs­technik erhält aggregierte Informationen vom Verkehrsrechner.

Die Verkehrsdatenerfassung erfolgt über die angeschlossene Sensorik im 15-Sekunden-Takt und ist damit 4-mal so schnell wie zurzeit üblich. Dies stellt zusätzliche Anforderungen an die Verarbeitungsgeschwin­dig­keit und Datenhaltung.

Die Maßnahmen für Katastrophenfälle sind originäre Aufgabe des ÜVR. Katastrophenfälle werden über die Tunnel der Kammquerung bzw. der Tunnelkette Jena hinweg koordiniert behandelt und mit entsprechen­den Umleitungsmaßnahmen über das nachgeordnete Netz unterstützt. Die Signalisierung der Umleitungen erfolgt über die automatische Schaltung von Wechselwegweisern. Spezielle vereinfachte Bedien­abläufe, abgestimmt auf diese Katastro­phenfälle, unterstützen eine schnelle und fehlerfreie Bearbeitung.